Was du über K.O.-Tropfen wissen musst

Was sind K.O.-Tropfen?

Mit K.O.-Tropfen sind umgangssprachlich Substanzen gemeint, die missbraucht werden, um Menschen in einen bewusstlosen, willenlosen oder handlungsunfähigen Zustand zu versetzen. Die Verabreichung kann heimlich durch Getränke erfolgen, um Straftaten zu ermöglichen. Dabei können verschiedene Substanzen zum Einsatz kommen, etwa Liquid Ecstasy (GHB und GBL), Ketamin oder Benzodiazepine.

Die verschiedenen Wirkstoffe haben im Detail ganz unterschiedliche Wirkmechanismen. Was sie jedoch alle gemeinsam haben, ist, dass sie sedierend (schlaffördernd) oder sogar narkotisierend (Bewusstlosigkeit hervorrufend) wirken. Außerdem wirken viele von ihnen innerhalb weniger Minuten. Tätern zielen allerdings nicht immer auf einen kompletten Black-out ab. Bei manchen Substanzen ist diese Wirkung dosisabhängig und tritt nur bei hohen Dosierungen oder in Kombination mit Alkohol ein. 

In niedrigeren Dosierungen ist die Person zwar noch handlungsfähig – sie kann also zum Beispiel noch stehen, gehen oder mit dem Umfeld interagieren – ist dann aber willenlos und kann sich nicht mehr gut erinnern. Das kann es Tätern ermöglichen, Opfer an einen anderen Ort zu bringen und weitere Straftaten an ihnen vorzunehmen (Sexualstraftaten, Körperverletzung, Raub etc.). 

Wie häufig es zur Verabreichung von K.O.-Tropfen kommt, ist schwer zu sagen. Denn nicht immer wird eine heimliche Verabreichung erkannt, nachgewiesen oder zur Anzeige gebracht. Deshalb existieren kaum aussagekräftige Statistiken. Es kann auch passieren, dass Opfer aufgrund der Ähnlichkeit zu einer Alkoholvergiftung in einigen Fällen nicht einmal den Verdacht haben, dass ihnen zusätzlich heimlich K.O.-Tropfen verabreicht worden sein könnten.

Besonderheiten bei GHB und GBL

Experten gehen davon aus, dass der Wirkstoff GHB und dessen Vorstufe GBL abgesehen von Alkohol am häufigsten als K.O.-Tropfen zum Einsatz kommen, da sie schnell und vergleichsweise günstig auf dem Schwarzmarkt erhältlich sind. Ihr Wirkprofil und ihre kurze Nachweiszeit sind große Vorteile für Täter. GHB ist ein hoch wirksames Allgemeinanästhetikum. Das bedeutet, dass GHB sowohl das Schmerzempfinden als auch das Bewusstsein ausschalten kann und somit geeignet ist, um eine Narkose einzuleiten. Ähnlich wie Ketamin wird dieser Wirkstoff allerdings als Partydroge missbraucht, da er in sehr niedrigen Dosierungen “high” macht.

GHB-Nachfrage steigt am Schwarzmarkt

GHB ist ein Neurotransmitter, der im Gehirn jedes Menschen vorkommt. Schüttet man es aus, bindet es an den körpereigenen GHB-Rezeptor und wirkt dadurch euphorisierend, angstlösend, enthemmend und sexuell stimulierend. Von außen zugeführtes GHB hat in niedrigen Dosierungen anfangs den gleichen Effekt. Der freiwillige Konsum von GHB steigert die Nachfrage auf dem Schwarzmarkt und sorgt dafür, dass GHB im Party Kontext häufig sowieso im Verborgenen präsent ist. Diese Verfügbarkeit erleichtert Tätern ebenfalls den Missbrauch.

Eine um wenige Mikroliter höhere Dosis GHB führt auch zu höheren Blutplasmakonzentrationen und hat dann eine narkotisierende Wirkung. Das liegt daran, dass GHB auch an sogenannte GABA-Rezeptoren im Nervensystem binden kann. Da die Bindung jedoch nur schlecht funktioniert, wird eine unnatürlich hohe Dosis GHB benötigt. Wenn die GABA-Rezeptoren stimuliert werden, wird eine Art Schlafprogramm im Körper ausgelöst. Das GABA-System ist auch der Tatort vieler anderer Narkosemedikamente. Zusammen mit Alkohol wirkt GHB deutlich länger und stärker in derselben Dosierung.

GBL wirkt Sekunden nach Einnahme 

Neben GHB gibt es noch den bereits erwähnten Wirkstoff γ-Butyrolacton (Gamma-Butyrolacton oder GBL), der innerhalb von Sekunden nach der Einnahme im Blut komplett zu GHB umgewandelt wird. Allerdings erreicht GBL noch vor der Umwandlung deutlich höhere Blutplasmakonzentrationen als GHB, was bei gleicher Dosierung zu höheren GHB-Blutspiegeln und damit stärkeren Ausfallerscheinungen führt. GBL wird industriell als Lösungsmittel genutzt und ist deshalb vergleichsweise günstig und frei verkäuflich. 

Seit 2002 ist GHB dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt. Das bedeutet konkret: Besitz, Erwerb, Handel sowie Abgabe und Verabreichung von GHB sind strafbar. Auch verschreibungspflichtige Psychopharmaka wie Benzodiazepine unterliegen in Österreich und Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz. Das spielt aber kaum eine Rolle, da Täter weiterhin GBL kaufen können: Der unerlaubte Handel mit GBL ist zwar nach dem Arzneimittelgesetz strafbar, aber man kann es trotzdem als Lösungs- und Reinigungsmittel etwa zur Nagellack- und Graffitientfernung legal und günstig erwerben. Die beste Vorbeugung bleibt daher Vorsicht: Auf Getränke achten und im Zweifelsfall keine offenen Getränke von Fremden annehmen. Ralf Wischnewski von der Drogenhilfe Köln ergänzt: “Aus unserer Sicht ist es wichtig, mit Freundinnen und Freunden unterwegs zu sein, aufeinander zu achten, zu schauen, ob sich jemand sehr schnell verändert. Wenn es Verhaltensänderungen gibt, ist es wichtig, seine Freunde zu schützen und aus der Situation herauszuholen.” 

Was bringen dir K.O.-Tropfen-Armbänder? 

Wie praktisch wäre es, wenn man sein Getränk einfach selbst auf K.O.-Tropfen testen könnte? Tatsächlich gibt es schon seit längerem Armbänder, die genau damit werben. Dazu soll man einfach sein Getränk umrühren und ein paar Tropfen auf das Testfeld des Papierstreifen-Armbands tröpfeln. Keine zwei Minuten später bietet das Armband laut Anbieter dann die Antwort: Verfärbt sich das Testfeld blau, befindet sich GHB im Getränk. Soweit die Theorie. Doch auf das Armband sollte man sich besser nicht verlassen. In einer Anwendungsstudie des Instituts für Rechtsmedizin der Uniklinik Köln konnten die Wissenschaftler mithilfe des Armbands nur bei 50 Prozent der untersuchten Getränke das enthaltene GHB erkennen.

Hinzu kommt: Bei Rotwein und Orangensaft ist die Eigenfärbung beispielsweise schon so stark, dass die Beurteilung der Verfärbung schwierig ist, gerade bei schummriger Discobeleuchtung. Problematisch ist zudem, dass die Armbänder nur auf die Erkennung von GHB ausgelegt sind. Ralf Wischnewski von der Drogenhilfe Köln kritisiert diese gefährliche Scheinsicherheit: “Die Substanz, die aus unserer Sicht am meisten verabreicht wird, nämlich GBL, kann mit den Bändern gar nicht nachgewiesen werden.”

Night Saver hat sich daher extra darauf spezialisiert, auch GBL mit seinen Testkarten nachweisen zu können.

Wie lange sind K.O.-Tropfen nachweisbar? 

GHB und GBL sind im Blut nur ungefähr sechs bis acht Stunden nach der Einnahme noch nachweisbar. Im Urin kann GHB und GBL zwischen acht bis zwölf Stunden lang nachgewiesen werden. Ketamin kann bis zu 72 Stunden lang nachgewiesen werden und Benzodiazepine sogar knapp eine Woche lang. Die Werte sind aber immer relativ und hängen neben der Dosis auch vom Menschen selbst ab.

Was kannst du machen, wenn dir K.O.-Tropfen verabreicht wurden? 

Du hast kaum etwas getrunken, aber plötzlich geht es dir richtig schlecht? Mach deine Freundinnen, Freunde und Menschen um dich herum auf dich aufmerksam und bitte sie um Hilfe. Lass sie einen Rettungswagen rufen. Es ist sinnvoll, dich in ein Krankenhaus zu bringen. Dort können dich Ärzte überwachen, falls es zu Atemstillständen durch eine Lähmung kommt und du notfalls beatmet werden musst. Für manche K.O.-Tropfen gibt es sogar ein Gegenmittel. Bei GHB geht das leider nicht – eine medizinische Überwachung ist daher aber besonders sinnvoll. Wenn der Verdacht besteht, dass dir jemand K.O.-Tropfen verabreicht hat, ist schnelles Handeln wichtig. Die Verabreichung von K.O.-Tropfen ist eine schwere Körperverletzung und damit eine Straftat. Auch wenn keine Vergewaltigung, kein Raub oder Ähnliches zusätzlich stattgefunden hat, kannst du daher Anzeige erstatten. 

Wie hilfst du anderen, wenn sie unter dem Einfluss von K.O.-Tropfen stehen? 

Wenn eine Person in deinem Umfeld innerhalb kürzester Zeit extrem betrunken erscheint, sich übergeben muss oder stark benommen wirkt, solltest du die Person an einen sicheren Ort bringen und nicht mehr aus den Augen lassen. Kontaktiere einen Rettungswagen unter der örtlichen Nummer (Österreich: 144 | Deutschland: 112 ) und lege die Person, wenn sie ohnmächtig oder schlagartig schläfrig wird, in die stabile Seitenlage. Sichere, wenn möglich, das Getränk der Person als Beweismittel. Nimm gegebenenfalls Kontakt zur Polizei auf.

Fazit

K.O.-Tropfen können jede und jeden treffen. Ein achtsamer Umgang mit Getränken, gegenseitige Unterstützung im Freundeskreis und das schnelle Erkennen von Symptomen helfen dabei, Übergriffe zu verhindern. Teile dieses Wissen mit anderen, damit wir gemeinsam die Gefahr durch K.O.-Tropfen eindämmen können.